Damit der Mensch nicht verloren gehe,
tun Personen Not, die nicht kollektiviert sind,
und Wahrheit, die nicht politisiert ist.
Martin Buber
Damit der Mensch nicht verloren gehe,
tun Personen Not, die nicht kollektiviert sind,
und Wahrheit, die nicht politisiert ist.
Martin Buber
Alles wirkliche Leben ist Begegnung.
Wenn wir aufhören, uns zu begegnen,
ist es, als hörten wir auf zu atmen.
Martin Buber
Rabbi Mosche Löb erzählte: »Wie man die Menschen lieben soll, habe ich von einem Bauern gelernt. Der saß mit anderen Bauern in einer Schenke und trank. Lange schwieg er wie die andern alle, als aber sein Herz von Wein bewegt war, sprach er seinen Nachbarn an: ›Sag du, liebst du mich oder liebst du mich nicht?‹ Jener antwortete: ›Ich liebe dich sehr.‹ Er aber sprach wieder: ›Du sagst: ich liebe dich, und weißt doch nicht, was mir fehlt. Liebtest du mich in Wahrheit, du würdest es wissen.‹ Der andre vermochte kein Wort zu erwidern, und auch der Bauer, der gefragt hatte, schwieg wieder wie vorher. Ich aber verstand: das ist die Liebe zu den Menschen, ihr Bedürfen zu spüren und ihr Leid zu tragen.«
Wenn wir aus unserem Gegenüber Objekte machen
und sie nicht mehr als gleichwertige Subjekte wahrnehmen und behandeln,
sind wir von allem Menschlichen entkoppelt.
Über Dinge können wir verfügen und bestimmen.
Mit Menschen ist das nicht möglich.
Indem wir aus Menschen Objekte machen,
können wir uns emotional distanzieren,
alle Empathie ablegen und mit aller Härte den eigenen Idealen nacheifern.
Der Mensch ist dann im Wege zur einzig richtigen Lösung.
Martin Buber
es ist allerhand
dass alle menschen
vielen anderen menschen
eine provokation sind
durch das was sie sagen
oder nicht sagen
durch das was sie tun
oder nicht tun
durch das wie sie sind
oder nicht sind
nach allem was bekannt ist
gibt es noch allerhand zu tun
oder nicht zu tun
Lukas Rohner
Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen,
aus jeder Wendung weht es her: Gedenk!
Ein Tag, an dem wir fremd vorübergingen,
entschließt im künftigen sich zum Geschenk.
Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt
uns von den alten, den vergangnen Jahren?
Was haben wir seit Anbeginn erfahren,
als dass sich eins im anderen erkennt?
Als dass an uns Gleichgültiges erwarmt?
O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht,
auf einmal bringst du's beinah zum Gesicht
und stehst an uns, umarmend und umarmt.
Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still
durch uns hindurch. O, der ich wachsen will,
ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.
Ich sorge mich, und in mir steht das Haus.
Ich hüte mich, und in mir ist die Hut.
Geliebter, der ich wurde: an mir ruht
der schönen Schöpfung Bild und weint sich aus
Aus: Rainer Maria Rilke, Die Gedichte 1910 bis 1922 (München oder Irschenhausen, August/September 1914)