Wir haben im nicht-menschlichen Bereich und auch im sozialen Bereich so viel Leid kreiert. Da wirklich hinzuschauen und hinzuspüren ist nur möglich, wenn wir in unserem Innenraum, in unserer individuellen Mikrosphäre, ausreichend daran arbeiten, Trage- oder Haltekraft dafür zu entwickeln. Denn dieses Leid ist nicht leicht zu «ertragen». Das ist auch ein Grund, warum so viele Menschen wegschauen. Wir alle leiden, die ganze Gesellschaft leidet. Aber wir schieben es weg, weil wir das Leid nicht ertragen können. Und das Leid wird noch grösser, wenn man in ein Erspüren von globalen Zusammenhängen kommt. Das heisst, einerseits brauchen wir noch mehr Kraft, um das ertragen und halten zu können. Andererseits – und das ist das, was ich aus meinem persönlichen Prozess und den Prozessen von vielen anderen sagen kann: je mehr man sich darauf einlässt, desto mehr innere Kraft widerfährt einem auch. So, wie es Hölderlin formulierte: Das Rettende wächst auch.
Stefan Ruf in evolve 25/2020
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