Von Tag zu Tag deutlicher entpuppt jener vordere Rand des Wissbaren sich jetzt in der unmittelbaren Wahrnehmung als Epochenrand. Bis in den Alltag hinein wird nun spürbar, wie wenig tragfähig Grundannahmen der westlich geprägten Moderne inzwischen sind. Mehr noch: Wir erfahren quasi am eigenen Leib, dass sie von Anfang an falsch waren. So etwa führen die rings um den Planeten abgefackelten Wälder beißend vor Augen, wie unheilstiftend die Ansicht ist, allein der Mensch sei ein Subjekt, während alle nichtmenschlichen Wesen Objekte, Dinge seien, frei für den Menschen verfügbare Ressourcen. Der Soziologe Hartmut Rose, einer der Pioniere, die über den Epochenrand hinausleuchten, erklärt, der lange schon überfällige Wandel hin zu einer lebensdienlichen Zivilisation basiere darauf, vom Modus des »Verfügens« zu dem des »Vernehmens« von Welt zu gelangen: zu Resonanzbeziehungen zwischen gleichwürdigen Subjekten.
Dr. Hildegard Kurt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.