Der Mensch ist Bürger zweier Welten, jener die ist, und der anderen, die sein könnte. Und wenn wir die Aufklärung retten wollen, das Erbe, das uns gegeben ist, das andere vor uns
erkämpft haben, dann haben wir der Macht des Faktischen den Entwurf der Möglichkeiten gegenüberzustellen. Wir brauchen dafür unter anderem Zeitungen, die mehr sind als Investitionsobjekte. Wir brauchen Gespräche über Grenzen hinweg, die mehr wollen als die Vergewisserung der eigenen Privilegien. Wir brauchen Schulen, die in unseren Kindern mehr sehen als menschlichen Rohstoff.Wir brauchen Literatur, eine Kunst, von der wir mehr erwarten können als die zeitweilige Ablenkung von den Zumutungen des Alltags. Wir brauchen mehr von dem Bewusstsein, das meine augenblickliche Freiheit nur das Gefängnis beschreibt, dem ich noch nicht entflohen bin. Denn frei können wir nicht sein, aber wir können uns befreien.
Lukas Bärfuss, Tagesanzeiger, 18.11.10
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