"Unser Umgang mit dem Tod ist geprägt von Verdrängung und Verleugnung. Die Religionen haben diese Todesangst gelindert, indem sie den Menschen den Glauben an ein Leben jenseits des Todes schenken. In unserer Gesellschaft funktioniert das nicht mehr. Der Schrecken des Todes und seine Verleugnung bringt viele Menschen dazu, zu konsumieren, sich paradoxerweise in der Gegenwart einzuschliessen oder sich zu sagen: es ist erschreckend, wie machtlos ich bin, es ist besser, mich einem charismatischen Führer anzuschliessen, dessen Allmacht es mir ermöglicht, mich durch ihn als ein jemand zu fühlen.
All die Berichte über die aktuellen Krisen müssten den Menschen eigentlich die Augen geöffnet haben, das Gegenteil ist der Fall - schlechte Nachrichten reaktivieren unsere Todesangst und die Abwehrstrategien, die wir dagegen verwenden. So verstärkt sich die Polarisierung. Man fühlt sich durch den Widerstand oder den exzessiven Konsum lebendig und entgeht dem Gefühl der Ohnmacht."
Corine Pelluchon, franz. Philosophin, in der SRF-Sternstunde Philosophie v. 3.9.2023
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