Samstag, 27. September 2025

Dein Daimon 7

Und so verweilst du im Einheitszustand – ein Tanz aus Licht, Schatten und Klang, geführt von dem stillen Begleiter, dem Daimon, der stets am Rand des Bewusstseins wacht. Jeder Moment ist ein Vers, jede Begegnung ein Akkord, und das gesamte Universum singt im Einklang mit dem leisen Flüstern deiner Seele. 


Freitag, 26. September 2025

Dein Daimon 6

Eine Ruhe legt sich wie ein samtener Vorhang über das innere Land, gewebt aus den Fäden des Daimons, die das Chaos zu Ordnung formen. Sie ist fest und doch fliessend, ein stiller Hafen, in dem jedes Auf und Ab des Lebens wie sanfte Wellen an einem unbeweglichen Ufer vorbeiziehen. 


Donnerstag, 25. September 2025

Dein Daimon 5

Ein warmes Leuchten breitet sich aus, das aus der Tiefe des Daimons entspringt. Es ist Mitgefühl, das nicht mehr fragt, wer gibt oder nimmt, sondern das pulsierende Herz aller Wesen in einem Atemzug umfasst. Das Ego, nun ein leiser Hauch, weicht dem weiten Strom des liebenden Lichts. 


Mittwoch, 24. September 2025

Dein Daimon 4

Im Zwielicht der Wahrnehmung verschmelzen Himmel und Erde zu einem einzigen Atem. Dein Daimon, nun sichtbar wie ein zarter Schimmer, führt dich über die Schwelle, wo das Ich nicht mehr trennt, sondern im weiten Ozean des Seins versinkt. Die Grenze zwischen Beobachter und Beobachtetem löst sich in einem einzigen Fluss. 


Dienstag, 23. September 2025

Dein Daimon 3

Zwischen den Atemzügen entsteht ein stilles Feld, wo Gedanken wie Sterne verglühen. Der Daimon erhebt sich dort, nicht als Befehl, sondern als sanfte Melodie, die das innere Rauschen des Egos zu einem leisen Summen wandelt, und das Bewusstsein lauscht dem Klang, der aus dem Inneren selbst stammt.

Montag, 22. September 2025

Dein Daimon 2

Ein Blatt fällt vom Baum des Alltags, vom Wind des Loslassens getragen, und dein innerer Kompass, der Daimon, tanzt im Wirbel der Stille. Er zeigt, dass jede Anhaftung nur ein Spiegel ist, der das wahre Licht bricht, während das Ego sich in feinen Fäden verheddert, die bald verwehen. 


Sonntag, 21. September 2025

Dein Daimon 1

Im ersten Morgenlicht flüstert ein leiser Schatten – dein Daimon, ein kaum hörbares Ziehen, das die Mauern des IchSeins sanft streift. Er trägt das Bild einer verborgenen Strasse, die jenseits des Selbst liegt, und das Ego lauscht zaghaft, während das Herz bereits nach dem Unendlichen ruft. 

Samstag, 20. September 2025

Altern IV

Für den, der alt geworden ist, war das Suchen ein Irrweg und das Leben verfehlt, wenn er nichts Objektives, nichts über ihm und seinen Sorgen Stehendes, nichts Unbedingtes oder Göttliches zu verehren gefunden hat, in dessen Dienst er sich stellt und dessen Dienst allein es ist, der seinem Leben Sinn gibt.

Zitat von Hermann Hesse, gelesen im Hermann Hesse Museum, Montagnola

Freitag, 19. September 2025

Altern III

Ein Lebensweg mag von gewissen Situationen aus noch so sehr determiniert scheinen, er trägt doch stets alle Lebens- und Wandlungmöglichkeiten in sich, deren der Mensch selbst fähig ist.

Zitat von Hermann Hesse, gelesen im Hermann Hesse Museum, Montagnola

Donnerstag, 18. September 2025

Altern II

Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkle kennt…

Zitat von Hermann Hesse, gelesen im Hermann Hesse Museum, Montagnola

Mittwoch, 17. September 2025

Altern I

Ich glaubte, im Beginn einer emporstrebenden Bahn zu stehen. Ich wusste nicht, dass alles bis jetzt Erlebte nur Zufälle waren und dass meinem Wesen und Leben noch der tiefe, eigene Grundton fehlte.
Ich wusste noch nicht, dass ich an einer Sehnsucht litt, welche nicht Liebe nach Ruhm, Grenze und Erfüllung sind.

Zitat von Hermann Hesse, gelesen im Hermann Hesse Museum, Montagnola

Montag, 15. September 2025

Anspruch auf umfassende Verfügbarkeit

„Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm / Ihr bringt mir all die Dinge um:[…]
Diese letzten Überlegungen machen noch einmal deutlich, dass der Anspruch auf umfassende Verfügbarkeit und damit der konstitutive Grundwiderspruch der Moderne sowohl institutionalisiert also auch habitualisiert ist: Er durchzieht unsere sozialen Institutionen und Praktiken ebenso, wie er unsere innere Haltung prägt.

Hartmut Rosa, Unverfügbarkeit, S.110, Suhrkamp.

Sonntag, 14. September 2025

Ihr bringt mir all die Dinge um…

Ich fürchte mich so sehr vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heisst Hund und jenes heisst Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und was war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind stark und stumm.
Ihr bringt mir all die Dinge um.

Rainer Maria Rilke in: Hartmut Rosa, Unverfügbarkeit, S. 112, Suhrkamp

Samstag, 13. September 2025

„Landschaft der Seele“


Ich stelle mir vor, dass die Berge von der Ankunft des menschlichen Auges träumen.
Wenn das Auge sich öffnet, ist es wie die Morgenröte, die den schwarzen Vorhang der Nacht aufreisst. Wenn es sich öffnet, entsteht eine neue Welt.
John O'Donohue


Foto: Fergus Bourke





Freitag, 12. September 2025

„Landschaft der Seele“

Unsere Sehnsucht verlangt danach, uns zur Erkenntnis aller Möglichkeiten zu führen, die im Erdreich unseres Herzens schlummern; sie weiss um unser ewiges Potenzial, und sie wird nicht eher ruhen, bis es erwacht ist.
John O'Donohue

Foto: Fergus Bourke 










Donnerstag, 11. September 2025

„Landschaft der Seele“


Die Welt ruht in der Nacht. Bäume, Berge, Felder und Gesichter werden aus dem Gefängnis der Form und von der Bürde des Preisgegebenseins befreit. Jegliches Ding zieht sich in der Geborgenheit des Dunkels in seine eigene Natur zurück. Die Dunkelheit ist der uranfängliche Schoss. Nachtzeit ist Schoss-Zeit. Unsere Seelen kommen zum Spielen heraus. Die Dunkelheit löst alles auf; das Ringen um Identität und Eindruck fällt von uns ab. Wir ruhen in der Nacht.
John O'Donohue

Foto: Fergus Bourke









Mittwoch, 10. September 2025

„Landschaft der Seele“

„Unser Hunger nach Zugehörigkeit ist die Sehnsucht, die Distanz zwischen Isolation und Intimität zu überbrücken. Jeder sehnt sich nach Intimität und träumt von einem Nest der Zugehörigkeit, in dem er geboren ist, in dem er erkannt und geliebt wird."
John O'Donohue

Foto: Fergus Bourke




Dienstag, 9. September 2025

„Landschaft der Seele“


„Die Seele ist voller Wanderlust. Unterdrücken wir unsere Sehnsucht, die inneren Landschaften zu durchwandern, stirbt etwas in uns. Die Seele und der Geist sind Wanderer; ihre Herkunft und ihre Bestimmung bleiben im Dunkeln; ihr ganzes Streben gilt der Entdeckung des Unbekannten und Fremden." 
John O'Donohue 


Foto: Fergus Bourke





Montag, 8. September 2025

„Landschaft der Seele“

„Das Schönste, was wir überhaupt besitzen, ist unsere Sehnsucht." John O'Donohue


Foto: Fergus Bourke 




Samstag, 6. September 2025

„Ganzheit ist weder mythisch noch übernatürlich oder magisch. Sie besteht vielmehr darin, dass man beim Betrachten der Welt ringsum plötzlich eins mit dieser Welt wird und alles zu einem einzigen Bewusstsein der Einheit verschmilzt. Man fühlt sich dann wirklich eins mit der Welt und eins mit allem und das ganze Universum ersteht in einem selbst. Ganzheit ist buchstäblich überall um Sie herum und bereits in Ihnen gegeben, Ihr Bewusstsein ist jetzt schon damit geflutet, aber wenn Sie nicht wissen, wo und wie Sie nach ihr schauen sollen, entgeht sie Ihnen einfach und Sie ahnen nicht einmal, dass sie da ist. In Wahrheit gibt es nichts anderes zu tun, als auf das stets präsente, ewig zeitlose Jetzt aufmerksam zu werden, das schon immer der Fall ist."

aus: Ken Wilber: „Der integrale Weg der Ganzheit" (2025)

Freitag, 5. September 2025

Heilsames Handeln

«Wir müssen im Blick behalten, dass der tiefste Grund für die Meditation das 'Erwachen' ist. Aber beim ‚Erwachen' geht es nicht nur um uns selbst. Wenn man erwacht, wird man sich nicht vom Klimawandel, von Stammesdenken, Waffengewalt, Sexismus, Krieg, wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und all den anderen Themen trennen, die heutzutage in unserem Bewusstsein mit Leiden in Verbindung stehen. Wenn wir erwachen, tun wir etwas als Antwort auf dieses Leiden. Und das ist nicht nur eine Idee. Wir werden etwas tun, weil es der Natur des Erwachens entspricht, sich am Gelöbnis, das Leiden zu beenden, auszurichten. Wir stehen in einer Beziehung der Allverbundenheit mit der ganzen Welt, so wie sie ist, und wenn wir das verstehen, tun wir unser Möglichstes, um das Leiden zu beenden.»

 

Joan Halifax

Zen-Buddhistin, Anthropologin, Ökologin, Bürgerrechtlerin

Donnerstag, 4. September 2025

Intelligenz der Ganzheit, Teil 2

„Die unermessliche Intelligenz, die den ganzen Kosmos lenkt, ist für alle da. Die Schönheit und das eigentliche Wunder des Lebens besteht darin, dass wir ein grenzenloses Potenzial an Kreativität und Intelligenz mit dem übrigen Kosmos teilen. Wenn das Universum unermesslich und geheimnisvoll ist, dann sind wir es auch. Wenn es unzählige kreative Energien birgt, dann auch wir. Hat es heilende Kräfte, dann besitzen wir sie auch. Die Erkenntnis, dass wir nicht ausschliesslich Körper auf einem stofflichen Planeten sind, sondern dass wir ganzheitliche Wesen sind, jedes einzelne ein kleiner Kosmos, mit dem Leben auf innige und tiefgründige Weise verbunden, sollte die Art, wie wir uns, unsere Umwelt und unsere sozialen Probleme erleben, radikal verändern. Nichts kann je aus der Ganzheit herausgenommen werden."

Vimala Thakar, Mystikerin

Mittwoch, 3. September 2025

Intelligenz der Ganzheit, Teil 1

„Überall in der Welt leiden wir unter der Dunkelheit der Not, die wir selbst geschaffen haben. Es ist uns nicht gelungen, in Frieden und Harmonie miteinander zu leben, weil wir an das Fragmentarische und Oberflächliche glaubten, und Finsternis braut sich am Horizont zusammen. In solch dunklen Zeiten spüren gewöhnliche Menschen wie Sie und ich die Dringlichkeit, tiefer zu gehen und die oberflächlichen und inadäquaten Vorgehensweisen loszulassen, um stattdessen die kreativen Kräfte zu aktivieren, die uns allen als Ausdruck der Ganzheit zur Verfügung stehen."

Vimala Thakar, Mystikerin

Dienstag, 2. September 2025

"Durch meditative Praxis kann ein nicht-egoisches Bewusstseinsfeld zugänglich werden – ein Zustand reinen Gewahrseins, der, empirisch belegt, zu tieferer Selbstachtung führt. Diese wiederum begründet eine ethischere Haltung gegenüber Mitmenschen, anderen Lebewesen und der Natur. Angesichts globaler Krisen ist eine solche Transformation des Bewusstseins nicht nur wünschenswert, sondern überlebensnotwendig. Vielleicht kann sie das Scheitern unserer Zivilisation nicht verhindern – doch wenigstens würde es uns ermöglichen, in Würde zu scheitern."

Thomas Metzinger, Philosoph & Bewusstseinsforscher
Thomas Metzinger ist Referent an der Tagung „Zen und die Zukunft" vom 25.-28.09.25 nahe Bern

Montag, 1. September 2025

„Das Leben gleicht einem aufspritzenden Wassertropfen, der sich dann wieder ins Meer ergiesst…"

Aus dem Buddhismus