Jenseits von Ressourcenkriegen und Massenmigration werden wir zunehmend dazu gezwungen, unsere Aufmerksamkeit endlich auf die Tiefenstruktur unseres eigenen Bewusstseins zu richten. Die eigentliche Ursache für das ganze Geflecht von Problemen scheint vor allem in der Tiefenstruktur unseres eigenen Geistes zu liegen, in unserer gewachsenen mentalen Architektur. Politischer Aktivismus, der das ausblendet, läuft Gefahr, oberflächlich zu werden.
Jenseits des blossen Denkens gibt es die systematische Kultivierung innerer Aufmerksamkeit; es gibt Achtsamkeit, und es gibt Mitgefühl. Ja, es gibt sogar „nicht-egoische" Formen der Selbstwahrnehmung und des Selbstmitgefühls. Nicht-egoische Bewusstseinszustände sind solche, in denen das Ich-Gefühl und das Erleben von „etwas ist meins" abwesend sind: es gibt kein Selbst. Die Forschung zeigt deutlich, dass nicht-egoische Formen des Erlebens und des Wissens existieren. Tibetische Buddhisten sprechen von einem „selbsterkennenden zeitlosen Gewahrsein". Was ist genau dieses „reine Bewusstsein"? Nichts Mysteriöses. Es ist ganz und gar unpersönlich, ein vom Meditierenden und seiner Persönlichkeit unabhängiger Zustand von Offenheit. Neue Studien zeigen auch, dass diese ganz und gar nicht intellektuelle Variante von Offenheit auch eine Erfahrung von Verbundenheit erzeugt, weil sie ein Element von Mitgefühl enthält.
Der Meditation, die radikale Ehrlichkeit gegenüber sich selbst verlangt und die Fähigkeit zur inneren Freiheit fördert, könnte angesichts der eskalierenden planetaren Krise eine neue Bedeutung zuwachsen.
(Auszüge aus dem neuen Buch „Bewusstseinskultur" (2023) des Philosophen Thomas Metzinger - der Versuch einer sinngemässen Zusammenfassung)
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