Sonntag, 24. September 2023

Wo Gott wohnt

Es ist eine Kraft in der Seele, die ist weiter als die ganze Welt. Es muss gar weit sein, worin Gott wohnt.

Meister Eckehard, in Anna Gamma, Den eigenen Platz im Ganzen finden, S. 146

Samstag, 23. September 2023

Bäume

 

 

„Immer sind es Bäume, die mich verzaubern.

Aus ihrem Wurzelwerk schöpfe ich die Kraft für mein Lied.

Ihr Laub flüstert mir grüne Geschichten

Jeder Baum ein Gebet, das den Himmel beschwört

Grün die Farbe der Gnade, Grün die Farbe des Glücks.“.

Rose Ausländer


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Freitag, 22. September 2023

All eins



Alle wissen, dass der Tropfen in den Ozean übergeht. 
Aber nur wenige wissen, dass der Ozean in den Tropfen übergeht.

Kabir 

Donnerstag, 21. September 2023

ein Teil von uns selbst hinterlassen

 

Alle Veränderungen,

auch die ersehntesten,

haben ihre Melancholie;

denn was wir hinterlassen,

ist ein Teil von uns selbst;

wir müssen aus einem Leben scheiden,

bevor wir in ein anderes eintreten können.

 

Anatole France


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Mittwoch, 20. September 2023

Aufundab


Ich weiss nur dass ich 
Menschen liebe
Berge Gärten das Meer

weiss nur dass viele Tote
in mir wohnen 

Ich trinke meine Augenblicke 
weiss nur
es ist das Zeitspiel
Aufundab.

Rose Ausländer


Dienstag, 19. September 2023

Ich öffne die Augen


Wind geht über mich hinweg,
Feuer verbrennt mich, 
Sonne trinkt mich leer.
Zehntausend Sommer schon durchlebt, durchlitten.

Es schmerzt nicht mehr.
Ohne Zweige, ohne Blätter,
ohne Rinde und Saft
kehre ich schweigend das Sein nach innen, 
öffne die Augen einer anderen Welt.
Stille der Neugeburt.
Schon gesäte Asche.

Texte indianischer Weisheit

Montag, 18. September 2023

Aus der Sicht des Todes


Und Tag für Tag ist das Leben schwer, du wirst müde, du verlierst das Muster. Du brauchst Abstand, Unterbruch. Um zu erkennen, wie schön die Erde ist, muss du sie vom Mond aus sehen. Um zu erkennen, wie schön das Leben ist, betrachte es aus der Sicht des Todes.


Ursula K. Le Guin

Samstag, 16. September 2023

Vom Ich zum Du zum Wir

Die Evolution hört nicht im Menschen auf, sondern geht weiter, in Richtung grösserer Personalisation und Sozialisation. In dem Masse, wie Menschen sich psychisch näherkommen und vereinigen, werden die Reserven zur Personalisation und Sozialisation, die in den Einzelmenschen, Völker, Rassen und Nationen noch slummern, geweckt.

Anna Gamma, Den eigenen Platz im Ganzen finden, S. 21

Freitag, 15. September 2023

Integral lebendig

…jeder und jede von uns ist eine integrale, lebendige Zellen innerhalb der Evolution eines grösseren Ganzen, eines kosmischen Leibes.

Dieses Bewusstsein reift heran, weil wir eine Ganzheit erlauben. Wir reifen aus unserer Fähigkeit zur Resonanz.

Frei nach Peter Campell und Edwin McMahon in Anna Gamma, die Macht der Würde, S.144




Donnerstag, 14. September 2023

Leben

Leben ist tragisch und erhaben.
Alles was kommt, muss auch wieder gehen.
Leben geschieht, niemand hat es im Griff.
Nur das Ende des Hadern bringt Frieden.

Liedtext von Sylvia Wetzel, Buddhistische Meditationslehrerin, Autorin und Publizistin

Mittwoch, 13. September 2023

Einsicht


…Ich hatte ein für alle Mal gesehen, dass die Welt, sich selbst überlassen, mit ihrer ganzen Grösse und ihrem ganzen Gewicht nicht in Richtung der Dunkelheit, sondern in Richtung des Lichts ins Gleichgewicht nach vorne fällt.

Teilhard P. De Chardin, Das Herz der Materie, S. 55



Dienstag, 12. September 2023

Euer eigenes Gut

Warum greift ihr nicht in euer eigenes Gut?
Ihr trägt doch alle Wahrheit wesenhaft in euch.

Meister Eckhart

Montag, 11. September 2023

Die Beste Arznei


Die beste Arznei für den Menschen ist der Mensch. Der höchste Grad dieser Arznei ist die Liebe.

Paracelsus

Sonntag, 10. September 2023

Nimm dich wie du bist



Nimm dich wie du bist aber sag nie: "ich kann nicht anders".

Niklaus Bratschen, im Gespräch mit Barbara Bleisch, Dampfzentrale 2.2.23

Samstag, 9. September 2023

Loblied auf das Verneigen 7 (Newsletter Benetiktushof)


7. Verneigen als Feier des Lebens:

Verneigen ist somit Ausdruck der Kostbarkeit und Einmaligkeit dieses Augenblicks, des Wunders des Lebendig-Seins, des Geheimnisses meines Lebens und alles Lebendigen sowie des Mysteriums der göttlichen Gegenwart in allen und allem. Womit ich auch das Heilige für mich benamt habe, vor dem ich mich verneige, ohne dass es diese Benamung oder Ausrichtung benötigt. Verneigen: Ich stelle mich in die Mitte meines Lebens und vergegenwärtige es in seiner So-Heit. Verneigen gegen das Vergessen der tiefsten Wirklichkeit, Erinnerung und Vergegenwärtigung. Zelebration – Feier des Lebens.

Schließen möchte ich mit einem Text der Zen-Tradition, der dies für mich ausdrückt:

EINE TIEFE VERBEUGUNG
Ich werde oft gefragt, wie ein
Buddhist die Frage
„Existiert Gott?" beantwortet.

Vor ein paar Tagen ging ich am Fluss entlang. Der Wind wehte.
Plötzlich dachte ich: „O, die Luft existiert wirklich!"
Wir wissen, dass die Luft da ist,
aber solange uns nicht der Wind ins Gesicht weht,
sind wir uns ihrer nicht bewusst.
Vom Winde umweht, wurde mir plötzlich klar, dass sie wirklich da ist.

Genauso ist es mit der Sonne.
Plötzlich nahm ich die Sonne wahr,
die durch die kahlen Bäume schien.
Ihre Wärme, ihre Helligkeit – alles vollkommen frei,
vollkommen gratis.
Wir können sie einfach genießen.

Und ohne es bewusst zu wollen, völlig spontan, legte ich die Hände
gegeneinander und machte „gassho".
Da wurde mir klar, dass es nur darauf ankommt:
dass wir uns verbeugen, tief verbeugen können.
Nur das, einfach nur das.

Rev. Ido Tai Shimano Roshi


von Sven-Joachim Haack

Kontemplationslehrer "Wolke des Nichtwissens" (Willigis Jäger), Ev. Pfarrer i. R. und Klinikseelsorger





Freitag, 8. September 2023

Loblied auf das Verneigen 6 (Newsletter Benetiktushof)

6. Verneigen als Erinnerung und Gebet:

Im Verneigen erinnere ich mich dessen, was ich zutiefst bin und was nicht definiert ist durch mein Gelingen oder Scheitern. Ich erinnere mich meiner – unserer gemeinsamen – wahren Natur, als einmaliger und unverwechselbarer Ausdruck des Einen. Damit wird das Verneigen zum Gebet, zur Kommunion und Kommunikation mit der hintergründigen Wirklichkeit, aus der alles hervorgeht und in die alles zurückkehrt.


von Sven-Joachim Haack

Kontemplationslehrer "Wolke des Nichtwissens" 





Donnerstag, 7. September 2023

Loblied auf das Verneigen 5 (Newsletter Benetiktushof)

So lädt uns das Verneigen in der formalen Praxis immer wieder zum Aufwachen, zur Anwesenheit, zur Vergegenwärtigung im Ablauf eines Kurstages ein. 

Es stellt also eine Art Prototyp für die alltägliche Gestaltung der Übergänge dar: 
Lebenskultur aus der Stille.

5. Verneigen als Hingabe und Einordung:

Zum Verneigen gehört eine Dimension, die weit darüber hinaus geht: Ich stelle mich in einen größeren Zusammenhang und gewahre die Wirklichkeit, die weit über mich hinausreicht. Dies mag sich beim Betreten des Raumes in der Hinwendung zum Altar und seinen Symbolen oder in der ungerichteten Verneigung in den Raum hinein ausdrücken. Damit ordne ich mich in einen umfassenderen Zusammenhang ein, übe Hingabe an diesen Moment ein und betrete einen Raum, jenseits der Ansprüche an mich, eigene oder fremde, um das Wunder zu gewahren, welches dieser Augenblick darstellt und das ich selbst bin.


von Sven-Joachim Haack

Kontemplationslehrer "Wolke des Nichtwissens" 





Mittwoch, 6. September 2023

Loblied auf das Verneigen 4 (Newsletter Benetiktushof)


4.Verneigen als Achtsamkeit und Bewusstheit:

Ich lade im Verneigen diesen Augenblick, diesen Übergang mit Achtsamkeit auf, bleibe anwesend, übe Präsenz ein und vergegenwärtige damit meine Anwesenheit. Besonders in den Übergängen kommen wir uns im Alltag oft abhanden: Das momentan Anstehende ist noch nicht abgeschlossen, wir sind jedoch innerlich schon beim nächsten Termin, dem nächsten Thema oder einer geplanten Begegnung und schon reißt der Faden der inneren Verbundenheit mit uns selbst und den anderen. 

Die Essenz der Kontemplation ist aus meiner Sicht: „Nimm Platz, lass Dich nieder, richte Dich auf, sei und bleibe da, feiere das Leben!" Das gilt nicht nur für die formale Praxis des Sitzens in Stille, sondern ebenso für alltägliche Abläufe. Wie also kann ich anwesend bleiben in dem, was ist? Unterbrechen, Innehalten, Sammeln, das Kultivieren von Achtsamkeit und Bewusstheit sind Antworten darauf.


von Sven-Joachim Haack

Kontemplationslehrer "Wolke des Nichtwissens" 




Dienstag, 5. September 2023

Loblied auf das Verneigen 3 (Newsletter Benetiktushof)

3. Verneigen als Sammlung:

Es lädt mich ein, mich in den Übergängen nicht zu verlieren, kein Schnell-Schnell im Modus des Autopiloten. Nein, es ist eine Gelegenheit, mich im Gewahrsein einzusammeln. Es bedeutet Fühlungnahme gegen Veräußerlichung und stellt einen Widerstandsakt gegen das Funktionieren dar, lädt den Übergang mit Bewusstheit auf.


von Sven-Joachim Haack

Kontemplationslehrer "Wolke des Nichtwissens" 




Montag, 4. September 2023

Loblied auf das Verneigen 2 (Newsletter Benetiktushof)


2. Verneigen als Fühlungnahme:

Es gewährt mir einen Moment der Fühlungnahme, des Spürens meiner selbst, der inneren Kontaktaufnahme mit mir und lässt mich verbunden, gegenwärtig, anwesend fühlen.


von Sven-Joachim Haack

Kontemplationslehrer "Wolke des Nichtwissens" 



Sonntag, 3. September 2023

Loblied auf das Verneigen 1 (Newsletter Benetiktushof)


Zu den grundlegenden spirituellen Praktiken am Benediktushof gehört das Verneigen. Viele Dutzend Male täglich: beim Betreten und Verlassen der Übungsräume, zu Beginn und am Ende des Sitzens in Stille und des achtsamen Gehens, vor und nach dem Essen, etc. Für Menschen, die in keiner formalen spirituellen Praxis beheimatet sind und an den Hof kommen, ist das oft zunächst befremdlich. Was soll das Verneigen? Wozu verneigen? Vor wem oder was verneige ich mich?

Was also hat es auf sich mit dieser Praxis? Es geht nicht darum, sich klein zu machen oder zu unterwerfen. Im Gegenteil: Es geht um das Einüben der eigenen Größe und Würde sowie eine grundsätzliche Lebenshaltung. So möchte ich ein Loblied auf das Verneigen in sieben Strophen singen, indem ich seine förderliche Wirkung zu beschreiben versuche:

1. Verneigen als Unterbrechung und Innehalten:

Das Verneigen ist jeweils an Übergängen platziert: vom Stehen ins Sitzen, vom Sitzen ins Stehen, vom Stehen ins Gehen, beim Betreten oder beim Verlassen eines Raumes. Es unterbricht einen absehbaren Verlauf, verschafft mir einen Moment des Innehaltens. Es lädt mich damit zur bewussten und vergegenwärtigten Anwesenheit ein.


von Sven-Joachim Haack

Kontemplationslehrer "Wolke des Nichtwissens" 









Freitag, 1. September 2023

Ich weiss…

„Oh tiefgrüne Weide, oh leuchtend rote Blume! Ich weiss, ihr habt gar keine Farbe."

Ikkyu Sojun