Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu finden.
Aus „Stufen" von Hermann Hesse
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu finden.
Aus „Stufen" von Hermann Hesse
Drei tiefe Wege, um das Gefühl der Einsamkeit zu heilen
Hier sind drei herzliche Wege, um diese Reise zu beginnen:
Shai Tubali
"Das ist eine wunderbare Erkenntnis: Die Stille war schon immer da.
Sie ist kein Teil deiner Meditation.
Du enthältst sie nicht.
Du erlaubst dir selbst, ein Teil von ihr zu werden."
~ Shai Tubali
"Stille ist nicht die Wahrheit,
Aber Stille kann dir die Wahrheit offenbaren.
Noch genauer,
Du kannst die Wahrheit nur erkennen
in einem Zustand vollkommener, unerschütterlicher Stille.
Sie ist die Pforte, die dich hinführt
auf die andere Seite deines Wesens,
wo die Sonne der Wahrheit nicht verdunkelt wird
durch irgendeine Gedankenwolke."
~ Shai Tubali
"Statische Akzeptanz schränkt dich ein.
Dynamische Anpassung befähigt dich.
Sei fließend, sei stark."
~ Shai Tubali
Ich weiss es nicht wirklich – Ja, sogar nach all meinem Lernen, Lesen und Denken.
Kann ich diesen Ausgangspunkt befreiend empfinden und meinen Geist offen und flexibel halten.?
Kann ich mir Fragen, welche ich schon beantwortet habe, von Anfang an, mit frischer Perspektive stellen?
Zum Beispiel: was ist der richtige Weg zu leben?
Und was ist das Gute?
Kann ich akzeptieren, dass einige meiner festen Meinungen vielleicht unvernünftig, widersprüchlich und schwach wie ein Kartenhaus sind?
Alles strebt nach der schnellen Antwort, wodurch die Krise immer weiter beschleunigt wird. Eigentlich brauchen wir Entschleunigung. Sie hat das Potenzial Räume zu ermöglichen, in denen wir uns mit den grundlegenden Fragen unserer Zeit befassen können: Wofür stehen wir als Gesellschaft? Was eint uns, bei aller Vielfalt? Welche Entwicklung ist uns zentral neben der ökonomischen? Was ist unser Beitrag zum Wohlergehen des Ganzen? Das alles gilt es in erodierenden Lebensgrundlagen neu zu beantworten.
Im Kern geht es also darum, unser aktuelles Nichtwissen, unsere Ratlosigkeit in Aushandlung zu bringen. Ich halte das für den zentralen Ansatzpunkt, um den demokratischen Prozess neu zu beleben.
Hanno Burmester in evolve 43
Die Universalität der Krise besteht darin, dass die Grundlagen unseres Selbstverständnisses in der Krise sind.
Was hat mein Weltverständnis mit dem Weltzugang eines Indigenen am Amazonas gemein? Und das in einer Welt, in der wir offensichtlich gemeinsam sind? Wir begegnen uns in unserer Fremdheit. Wir Westler wollen unser kosmologisches Weltverständnis als Grundlage nehmen, um alle einzubeziehen. Krisen sind aber auch eine Situation des Nichtwissens, wo spirituelle Werte besonders zur Geltung kommen könnten. Die sind nötig, um in dem Ganzen etwas zu finden, damit wir dieses Leben in der Krise gemeinsam aushalten. In dem Vertrauen, das sich daraus etwas Gemeinsames finden wird, wenn wir uns die Zeit und den Raum dafür geben.
Hanno Burmester in evolve 43
Jede Gesellschaft bildet sich nicht nur aus den Gesetzen und Regelungen, den Institutionen wie Parlamenten und Regierungsorganisationen, den Prozessen der Governance und Entscheidungsfindung. Jede Gesellschaft besteht auch aus einer inneren Dynamik, Energie, den geteilten Werten und Emotionen der Menschen, die eine Gesellschaft bilden, und den Kommunikationsformen, die diese inneren Empfindungen in den Austausch bringen. So besteht auch die Demokratie nicht nur aus den demokratischen Prozessen und Institutionen, sondern aus dem kollektiven Bewusstsein, dem sozialen Innenraum der beteiligten Menschen. Oft aber erhält diese innere soziale Dynamik nicht genügend Aufmerksamkeit.
Mike Kauschke in evolve 43
Führen wir uns noch einmal den Freitagabend vor Augen, an dem wir uns zum Ausgehen überreden ließen: Wir erfahren in der Aktivität einen Energieschub – dieser lässt sich aber nicht als Input-Output-Relation modellieren. Die Antriebsenergie für die gemeinsame Aktivität kommt aus dieser selbst, es handelt sich um Interaktionsenergie, wie sie beispielsweise in einem gelingenden Gespräch, beim Musizieren oder beim Sporttreiben und manchmal auch bei der Arbeit entsteht. Diese Energie lässt sich keinesfalls als Summe der individuellen Energien verstehen.
Wenn es schlecht läuft, haben wir das Gefühl, viel Energie verbraucht zu haben und "gerädert" oder "erledigt" nach Hause zu kommen: "Es kam nichts zurück", sagen wir dann. Dieses Gefühl teilen sämtliche Beteiligten, wenn sie die Situation ähnlich erfahren haben. Es wäre also auch falsch, sich hier einen Energieaustausch als Nullsummenspiel vorzustellen, bei dem die einen investieren und die anderen profitieren. Gerade andersherum ist es beim gelingenden Abend: Hier fühlen sich hinterher alle beflügelt und beschwingt und haben den Eindruck, die Dinge hätten sich wie von selbst entwickelt, ohne dass es stetiger Anstrengung bedurft hätte.
Daraus ergibt sich dreierlei: Erstens, soziale Energie ist keine individuelle Ressource, sondern eine kollektive Kraft. Deshalb lässt sie sich nicht einfach als psychologische Größe im Sinne individueller Antriebsenergie fassen. Zweitens, sie ist überhaupt nicht als Ressource zu verstehen, die wir in einem Input-Output-Verhältnis verrechnen könnten, sondern sie entsteht uno actu in ihrer Verausgabung: Investition und Gewinn, wenn wir so wollen, fallen zusammen. Und drittens, sie existiert nur in der Bewegung, sie ist zirkulierende Energie – sobald wir sie "haben" wollen, verschwindet sie. Wenn wir uns nach der Verausgabung beim Sport oder im Theater energiereicher fühlen als vorher, so haben wir nicht soziale Energie getankt, die irgendwo gespeichert gewesen wäre, sondern wir haben uns – genau: in einer ruhenden Bewegung für einen zirkulierenden Energiestrom geöffnet.
Hartmut Rosa
Die politische Einsicht lautet, wir müssten (endlich) mehr Energie in die Digitalisierung, mehr Energie in die Bildung stecken; mehr Energie für die Verteidigung, für die Bekämpfung der sozialen Ungleichheit, der ökonomischen Stagnation und des Klimawandels aufwenden – aber die politische Wahrnehmung sagt uns: Wir haben keine Kraft mehr dazu. Zugleich sind wir individuell wie kollektiv unfähig, auch nur langsamer zu machen, den Energieumsatz zu reduzieren, aufzuhören, uns selbst und die Umwelt zu zerstören. Kein Zweifel, wir haben eine gewaltige, doppelte Energiekrise.
Wir können uns Energie nur in Input-Output-Relationen vorstellen und fragen daher stets: Was stecke ich hinein, an Aufwand, Zeit, Kraft – eben: Energie? Und was kriege ich heraus? Lohnt es sich? Was wir aber brauchen, ist eine Konzeption zirkulierender sozialer Energie. Deren Grundzüge möchte ich (hier) skizzieren, nicht ohne zu betonen, dass die Entwicklung eines solchen Konzepts eine kulturelle Herausforderung darstellt, da es der Sprache, dem Denken, dem Handeln und den Institutionen der modernen Gesellschaft zuwiderläuft.
Hartmut Rosa in Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung“
Jeder kennt das. Es ist Freitagabend, und wir sind zu nichts mehr zu gebrauchen. Dösen ein schon auf dem Sofa. Heute mache ich gar nichts mehr. Wir schaffen es kaum noch ins Bett. Da klingelt es, und ein paar Freunde überreden uns, doch noch auszugehen. Vielleicht in einen Club oder ins Konzert, vielleicht gar zum Fußball oder auch nur in die Kneipe. Wider Erwarten wird der Abend anregend, aufregend und erholsam. Als wir zurück sind, sprühen wir vor Energie und Tatendrang, machen Pläne für das Wochenende.
Wie kann das sein? Wie ist es möglich, Energie auszugeben, obwohl wir keine haben, und dabei und dadurch neue Energie zu gewinnen? Sicher, wir würden sagen: Wir haben Energie getankt. Aber wie zur Hölle tankt man Energie? Was ist das überhaupt, Energie, wenn es sich nicht um das physikalische Phänomen handelt? Und wieso haben von Jahr zu Jahr mehr Menschen das Gefühl, ihnen gehe die Energie aus, sie seien nur noch erschöpft? Geben wir uns nicht mit pseudowissenschaftlichen oder esoterischen Erklärungen zufrieden, ist die Suche nach einer Antwort nicht einfach.
Hartmut Rosa
Der in Dänemark geradezu kultisch verehrte Philosoph Knud Ejler Løgstrup macht das an der einfachen Frage deutlich, ob Liebe (zu Kindern, Partnern oder Freunden) als egoistisch oder als altruistisch zu qualifizieren sei. Seine Antwort lautet, die Unterscheidung mache an dieser Stelle überhaupt keinen Sinn. Genuine Liebe sei sowohl egoistisch als auch altruistisch, oder genauer: weder – noch, denn sie ist ein partizipatives Geschehen, bei dem Geben und Empfangen zusammenfallen. Und siehe da: Ebendies gilt für mehr oder minder alle sozialen Aktivitäten, bei denen wir Energie tanken können.
Lohnt es sich? Und: cui bono? Dies sind die Grundfragen der Input-Output-Orientierung, und meine Diagnose lautet: Erstens, wir stellen uns diese Fragen individuell und kollektiv immer öfter und immer verzweifelter und in immer mehr Lebensbereichen – und werden, zweitens, immer erschöpfter dabei. Was fehlt, ist der Sinn für die Dimension des energetischen Geschehens dazwischen und damit zugleich für das Gelingen des Interaktionsprozesses. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Dänen bei der Frage nach Glück und Lebenszufriedenheit stets vorderste Ränge einnehmen.
Hartmut Rosa