Tugende

Es gibt kaum Tugenden im Volk; Rechte werden hochgehalten und Pflichten vernachlässigt; das Gemeinwesen ist von Fraktionskämpfen zerrissen; der Bürger ist ein apathischer und desillusionierter politischer Konsument; die Öffentlichkeit ein elektronischer Mob und Politiker sind daher Demagogen, wenn auch nicht aus Vorliebe, so doch aufgrund der medialen Umstände.

 

There is hardly any virtue in the people; rights are exalted and duties neglected; the polity is riven by factional struggle; the citizen is an apathetic and disillusioned political consumer; the public is an electronic mob; and politicians are therefore demagogues by force of media circumstance, if not predilection.

 

Ophuls, William. Requiem For Modern Politics (1997)

Wissen aus zweiter Hand

Das Problem in einer von Medien übersättigten Gesellschaft ist, dass der Bürger keinen direkten Zugang mehr zu wichtigen Ereignissen hat. Praktisch sein gesamtes Wissen über die Welt stammt aus zweiter Hand, aus Quellen, die die Realität selektieren, vereinfachen und verzerren - selbst wenn sie sich bemühen, dies nicht zu tun, was nicht immer der Fall ist. Mit anderen Worten: Der Bericht ist nicht die Wirklichkeit, sondern ein Artefakt des Berichterstattungsprozesses. Die Fakten mögen im Großen und Ganzen korrekt sein, aber was in den Medien erscheint, ist immer eine "Geschichte", die ein falsches Gefühl der Wahrhaftigkeit vermittelt, wenn Statistiken und Aussagen durch die Berichterstattung selbst zur Realität aufgeblasen werden. Selbst wenn die Medien ihr Bestes tun, um die Welt getreu darzustellen, nimmt der Leser eine Realität auf, die von anderen für ihn fabriziert wurde.

 

The problem with living in a media-saturated environment is that the citizen no longer has direct access to important events. Virtually all of his knowledge of the world is secondhand, obtained from sources that select, simplify, and distort reality—even if they try hard not to, which is not always the case. In other words, the report is not the reality; it is an artifact of the reporting process. The facts may be accurate as far as they go, but what appears in the media is always a “story” that creates a false sense of verisimilitude when statistics and statements are inflated into reality by the reporting process itself. Thus even if the media do their utmost to represent the world faithfully, the reader imbibes a reality fabricated for him by others.

 

Ophuls, William. Requiem For Modern Politics (1997)

vo wäge DO VII



DO handlet ewiglang nid

trotzdäm gits nüt

wo nid gmacht isch

wäre fürschte u chünige so

würde die zähtuusig wäse

sech sälber verwandle

u we si sech wandle

säuber tüe handle

chöme si wortlos

us ihrem zwang

i dere rueh

finde si ihre platz

underem himel

balts nill, vo wäge DO, S.55 

mundartübersetzung von laotse, tao te king

vo wäge DO VI



im umriss DO scho da

bevors sech

ir wält zeigt

sicher u gschützt

e köder

sticht jedem

i d nase

lockt jede vom wäg

wo verbychunnt

aber unuffällig  u matt

sy di wort

wo öppis beschrybe

was weder

oug no ohr reizt

u sech nid

laat la usreize

balts nill, vo wäge DO, S.53 

mundartübersetzung von laotse, tao te king

 

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vo wäge DO V

DO e strom

linggs u rächts

fruchtbar

zähtuusig wäse

läbe dervo

zähtuusig gschöpf

finde schutz

finde nahrig

u schulden ihm nüt

em namelose

wo nüt dirigiert

wo alls zrüggnimmt

ou sich

so isch es gross

balts nill, vo wäge DO, S.52 

mundartübersetzung von laotse, tao te king

vo wäge DO IV

gah mit DO

bringt fröid

gah ohni DO

aber o

Ganz im vertroue

chasch zwyfle

balts nill, vo wäge DO, S.39 

mundartübersetzung von laotse, tao te king

vo wäge DO III

geng da

himel und ärde

vergässe sich sälber

sy drum ging da

wär zrüggsteit

gwinnt vorsprung

chunt säubschtvergässe 

zu sich

balts nill, vo wäge DO, S.16 

mundartübersetzung von laotse, tao te king

vo wäge DO II



DO

es läärs gfäss

für alls, wo

nid isch

u glych würkts

für alles und jedes

kei ahnig

- himel -

vo wo

balts nill, vo wäge DO, S.13 

mundartübersetzung von laotse, tao te king

vo wäge DO I

seisch Do

verschwindets

gisch ihm e name

kennsches scho nümme

wortlos der anfang vo himel u ärde

ds wort weckt zähtuusig wäse

unbegryflech der grund

z begryfe nume dr rand

stilli u wort

hüete ds gheimnis

ds geheimnis vom geheimnis

hinderem ygang

balts nill, vo wäge DO, S.9 

mundartübersetzung von laotse, tao te king

7. in Gelb unterwegs? (Spiral Dynamics)


Bei aller sinnvollen Kritik, verlangt das Miteinander in einer Demokratie als Basis ein Grund- bzw. ein Vorvertrauen in das System und ebenso eine Fehlerkultur. „Try and Error„ muss Platz haben in temporären Notsituationen, in denen schnell gehandelt werden muss zum Wohle der Gesamtbevölkerung. Im Nachhinein sind alle gescheiter. Doch dann tut es gut, „Fehler" zu erkennen und zu benennen und Anpassungen für die zukünftige Ausrichtung zu integrieren.

Das Leben bleibt überraschend, es gibt auch Missbräuchliches darin - dennoch zeigt sich: die Mehrheit aller Menschen will in Verbundenheit, Fairness und Frieden leben.

Halten wir gemeinsam das Vertrauen in unsere förderalistisch geprägte Demokratie und bleiben in wertschätzendem konstruktivem Dialog miteinander. Danke❣️

Madeleine






Madeleine

Madeleine Vonlanthen
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6. in Gelb unterwegs? (Spiral Dynamics)

Die Mehrheit einer Demokratie ist also gefordert, zuzuhören und ihre Sichtweise zu erweitern.

Die Minderheit ist gefordert ihr Vertrauen in die Demokratie zu erneuern anhand ihrer konkret erfahrbaren persönlichen Alltagssituation.

Madeleine

5. in Gelb unterwegs ? (Spiral Dynamics)



Eine Demokratie hat eine gewachsene sinnvolle Struktur U N D muss gleichzeitig lebendig bleiben, was durch die Spannung der Polaritäten an den Enden - wie durch den gemässigten Zwischenbereich - gewährleistet ist.

Madeleine

4. in Gelb unterwegs? (Spiral Dynamics)

Die Minderheit einer Demokratie muss sich fügen, was starke Gefühle auslöst, weil sie eingeschränkt wird in einem Bereich ihrer persönlichen Freiheit und/oder sich in ihrer Weltanschauung nicht gesehen erfährt.

Wenn es die Mehrheit schafft, aus ihrer privilegierten Position heraus gut zuzuhören, was das Leid und die Sorge der Minderheit ist, dann erst funktioniert Demokratie, weil Demokratie nur Sinn macht, wenn auch die Nuancen der Andersdenkenden aufgenommen werden für zukünftige Entscheide. Wirklichkeit ist immer ein sowohl-als-auch und erweitert sich stetig.

Madeleine

3. in Gelb unterwegs? (Spiral Dynamics)

Eine moderne Gesellschaft braucht eine demokratische Staatsform. In einer Demokratie gibt es immer eine Mehrheit und eine Minderheit.

Die Mehrheit hat das Glück, ihre Sichtweise durchzusetzen. Ob die Entscheide der Mehrheit faktisch immer sinnvoll sind, sei dahingestellt.

Madeleine

2 Gelb unterwegs? (Spiral Dynamics)

In der aktuellen Impfdebatte gibt es Feindbilder auf beiden Seiten.
Sie sind Ausdruck von Überforderung durch existenzielle Sorgen oder/und unterschiedliche „Fakten" und haben persönliche Berechtigung.

Madeleine

1. In Gelb unterwegs? (Spiral Dynamics)

Wenn man sich mit Feindbildern beschäftigt, ist man unweigerlich dualistisch unterwegs.

Die aktuelle Corona-Impf-Polarisierung gibt uns - neben allem „Unsinnigen" - eine gesellschaftliche Chance, über den Dualismus hinaus zu denken.

Madeleine

Derselbe Lebensstrom



„Wenn wir verstanden haben, dass jedes Wesen und jedes Ding demselben Lebensstrom angehören, schwindet unser Leiden."

Thich Nhat Hanh, Das Herz von Buddhas Lehre

Welle2



„Vergleichen wir unser Leben mit einer Welle, müssen wir mit der wahren Natur des Wassers in uns in Berührung kommen. Die Welle braucht nicht zu sterben, um Wasser zu werden. Sie ist schon Wasser. Wir müssen so gehen, schauen, atmen und essen, dass wir die Absolute Dimension der Wirklichkeit erfahren. Dann überschreiten wir die Welt von Geburt und Tod, überkommen die Angst vor Sein und Nicht-Sein und überwinden die Vorstellung von dem Einen und dem anderen."

Thich Nhat Hanh, Das Herz von Buddhas Lehre

Welle1



„Eine Welle wird geboren und vergeht, ist höher und weniger hoch, schöner oder weniger schön. Vom Wasser aber lässt sich das nicht sagen. Wenn die Welle ihr Leben als Welle tief erlebt, berührt sie die Dimension des Wassers in sich, und ihre Furcht und ihre Vorstellungen schwinden."

Thich Nhat Hanh, Das Herz von Buddhas Lehre

Fallen lassen…



„Das Ziel der Sitzmeditation ‚Zazen' lässt sich so umschreiben: ich versuche mit dem Universum zu verschmelzen, ich versuche, mich in die Natur fallen zu lassen, in Einklang mit ihr zu kommen, ich werde eins mit der Erde, beinahe so, als wäre ich selbst der Wind oder einer der Bäume."

Mönch Keinin Magami im Film Was uns heilig ist

Essenz

"Wir entdecken etwas Grenzenloses, Unendliches, eine tiefe Verbundenheit mit allem, mit der Natur, mit anderen Menschen, wo auch immer sie sind. In diesem Verständnis der Einheit gibt es keine Trennung, das was ist, ist heilig, und darin erfahren wir die Essenz unseres gemeinsamen Seins mit allem."

Santi Borgni, evolve-Magazin 32

Teil des grossen Ganzen

„Wir Menschen sind im Universum; wir sind Teil des grossen Ganzen oder der Natur. Und indem wir diese Unermesslichkeit betrachten, die uns enthält, werden wir uns am ehesten unserer Winzigkeit bewusst. Eine narzisstische Kränkung? Mag sein. Aber die Seele wird davon grösser - weil das Ego, endlich auf seinen Platz verwiesen, nicht mehr den ganzen Raum einnimmt." 

André Comte-Sponville, Woran glaubt ein Atheist

Wodurch das Neue hereintritt

Durch die Antwort des Menschen

Wenn wir Menschen auf Situationen und Herausforderungen mit unserem ganzen Wesen antworten, dann gibt es eine Wende und etwas Neues entsteht.

Wenn wir reagieren auf etwas, führen unsere alten Muster Regie.
Antworten ist anders. Was geschieht, kommt bei mir an. Ich lasse es auf mich wirken, obwohl ich noch keine Antwort, keine Lösung habe. Diesen Nullpunkt, diese Unsicherheit auszuhalten, braucht Mut, braucht Liebe. Eine Antwort kommt aus dem ganzen Wesen. Ich gehe mit dem Geschehen mit und tue das Notwendige. So stiften wir Sinn.

Wodurch das Neue eintritt

Durch die Traurigkeiten

„Wäre es möglich, weiter zu sehen als unser Wissen reicht, vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit grösserem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist, etwas Unbekanntes. Unsere Gefühle verstummen in scheuer Befangenheit, alles in uns tritt zurück, es entsteht eine Stille, und das Neue, das niemand kennt, steht mitten drin und schweigt."

Rainer Maria Rilke, Briefe an einen jungen Dichter

Wodurch das Neue eintritt

Die Zukunft entspringt unserem Herzen.
Sie entspringt nicht unserem Kopf, so viele Ziele wir uns auch setzen. Die kraftvollen Ziele sind die Intentionen, die wir tief in uns spüren und denen wir Kraft geben.

Intention: das, wesenthalben ich etwas mache.
Kraftvolle Intentionen: In die ich einfliessen lasse, was ich tief drinnen will, die innere Begewung der Seele, die ich spüre und der ich Raum und Kraft gebe.

Wodurch das Neue ins neue Jahr hereinkommt

Durch den Dialog
Vieles erfassen wir viel leichter, wenn wir miteinander im Austausch sind. jeder kennt diese Erfahrung: alleine brüte ich über etwas; kaum erzähle ich es jemand, der auch zuhört, wird mir schon im Erzählen manches klarer. Und im Austausch, im gemeinsamen Lauschen und Vortasten ins noch Unbekannte, tritt das Neue hervor.

Woraus die Zukunft entsteht

Das Neue kommt aus der Liebe zur Gegenwart.

Thich Nhat Hanh schreibt: Die Zukunft ist aus einer Substanz gemacht und das ist der gegenwärtige Moment. Indem du dich der Gegenwart annimmst, tust du alles, was du für eine gute Zukunft tun kannst.

Th future is made up on only one substance and that is the present moment. By taking care of the present, you are doing everything you can to assure a good future.

Ein gutes neues Jahr

Bringt das neue Jahr das Neue? Ich glaube nicht. Es ist eher ein weiterer Zyklus von Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Aber wodurch kommt das Neue?

Diese Frage stellt sich mir, sie wird mich durch diese NetzwerkEINS-Impuls-Woche begleiten und mit euch Leserinnen und Leser verbinden.


Ein gutes neues Jahr wünscht euch,
Martin

Tausend neue Möglichkeiten

Wir brauchen nicht so fortzuleben,
wie wir gestern gelebt haben.

Macht euch nur von dieser Anschauung los,
und tausend Möglichkeiten laden uns
zu neuem Leben ein.

Christian Morgenstern