Freitag, 31. Januar 2020

Die Glocke und die Amsel

Der Klang
einer nachhallenden
Glocke

oder
der Ruf einer Amsel
aus der Ecke
der Weide.

Mit der Bitte
zu diesem Leben
zu erwachen
oder die Einladung
tiefer
in dasjenige einzutauchen
das auf dich wartet.

Beide Wege
brauchen Mut,
beide Wege
verlangen von dir
nichts anderes zu sein,
als das Selbst
das gar keins ist,
beide Wege
verlangen von dir
dorthin zu gehen,
wo dir bereits
bewusst ist,
das letzte verbleibende
zu verschenken.

Die Annäherung
ist gleichzeitig
die Begegnung selbst,
ohne eigentliche
Begegnung.

Die immer gegenwärtige
Ausstrahlung
begleitet dich
ohne Unterbruch
auf deinem
einsamen Pfad,
gleichzeitig verbunden
in Freundschaft
mit den entferntesten
Orten,
rufend
Halleluja

 

Frei nach David Whyte, The Bel and The Blackbird

 

Donnerstag, 30. Januar 2020

Unsere verzerrte Vorstellung der Welt

Der Ursprung des Konflikts, der Frustration und der Angst, die wir erleben, liegt nicht in der Natur der Welt selbst, sondern in unserer verzerrten Vorstellung der Welt.

 

Stephen Batchelor

Dienstag, 28. Januar 2020

Fortschritt

Mit jedem Erkenntnisfortschritt stellen sich auch neue Fragen. Wir müssen deshalb sehr bescheiden sein. Wir sollten nicht überheblich werden und denken, dass wir alles verstehen können. Aber die Geschichte lehrt uns, dass es guten Grund zur Annahme gibt, dass wir in den kommenden Jahren weiterhin fantastische Fortschritte machen werden.

 

Max Tegmark

Sonntag, 26. Januar 2020

Sinn und Zweck

Naturalismus besagt, dass wir nicht zu einem bestimmten Zweck hier auf Erde sind. Aber das bedeutet nicht, dass es keinen Sinn gibt. Es bedeutet nur, dass der Sinn nicht von aussen auferlegt wird. Wir Menschen haben die schöpferische Fähigkeit, unserem Leben Sinn und Zweck zu geben.

 

Sean M. Carroll

Samstag, 25. Januar 2020

Alchemie

Tiefes Mitgefühl will nichts verändern, es verändert aber paradoxerweise alles. Wenn du in dir selbst das berührst, was nichts verändern will, hast du die absolute Widerstandslosigkeit berührt, und das verändert deine Sicht von allem komplett. Wenn deine Konditionierung innerlich mit dem in Berührung kommt, was unkonditioniert ist, wird dadurch deine Konditionierung unumkehrbar verändert. Das ist die heilige Alchemie, das ist Mitgefühl.

Adyashanti, Tanzende Leere, S. 198f.




Freitag, 24. Januar 2020

ein intelligenter Verstand sieht seine Grenzen ein

Mit dem Verstand lässt sich die wahre Intelligenz nicht ergründen, die transzendente Intelligenz, die nicht vom Denken bzw. intellektuellen Verständnis erzeugt wird und ihm auch nicht entspringt. Dem Verstand ist es unerklärlich, dass es eine Weisheit geben soll, die sich nicht in Form von Gedanken, von erworbenen oder angesammelten Kenntnissen einstellt.
Das echte spirituelle Verlangen, das echte Sehnen ist stets eine Aufforderung, über das Denken hinauszugehen. Darum heisst es immer, dass du zu Gott nur nackt kommst oder gar nicht. Das gilt für alle. Du gehst ohne dein erworbenes Wissen zu ihm, oder du bleibst für immer und ewig fern. Ein intelligenter Verstand sieht seine eigenen Grenzen ein, und es ist eine wunderbare Sache, wenn er das tut.

Donnerstag, 23. Januar 2020

Voraussetzung unterscheiden zu können

Wenn du nicht darauf aus bist, etwas zu erreichen, findest du es sehr interessant zu sehen, was wahr ist und was unwahr.

Adyashanti, Tanzende Leere, S. 200

Dienstag, 21. Januar 2020

Montag, 20. Januar 2020

Denken trennt, Stille eint

Denken zerreisst die Einheit in Stücke, damit sie der Verstand analysieren kann.
Stille hingegen eint.

Adyashanti

Sonntag, 19. Januar 2020

Montagmorgen...

Entspanne dich, entspanne dich, entspanne dich. Es ist der einfachste Akt des Vertrauens.

Adyashanti




Samstag, 18. Januar 2020

Die innere Perspektive

Es ist die Perspektive von innen, in der wir nicht der Vergangenheit, sondern der Gegenwart und Zukunft zugewandt sind. Aus ihr sehen die Dinge ganz anders aus. Da ist uns keine Linie vorgezeichnet. Ganz im Gegenteil, es macht unsere Freiheit aus, dass wir in ganz unterschiedliche Richtungen gehen können. Die Linie unseres Handelns hat eine Vielzahl möglicher Verzweigungen. Wir können überlegen, bevor wir etwas tun, und in diesem Überlegen zeigt sich ein Spielraum verschiedener Möglichkeiten, zwischen denen wir wählen können.

Peter Bieri, Das Handwerk der Freiheit, S.19

Freitag, 17. Januar 2020

Was ist ein Bildungsprozess?

Erst wenn meine Beschäftigung mit Traktaten über Vernunft sich in der Organisation des eigenen Denkens und Tuns niederschlägt, war die Lektüre wirklich eine Bildungserfahrung. Erst wenn die Beschäftigung mit dem Blick der Anderen auf der Bühne und im Film dazu führt, dass meine eigenen Empfindungen von Privatheit, Intimität und Scham klarere Konturen erhalten, habe ich als Zuschauer etwas für meine Bildung getan. Ich kann in einem kulturellen Raum viel über Selbstbestimmung, Würde und moralische Erfahrung hören und lesen; wenn das nicht dazu führt, dass sich das Verständnis und die Erfahrung dieser Dinge auch in mir selbst spürbar verändern, bin ich trotz reiche Kenntnisse noch nicht bei einem Bildungsprozess angekommen.

Peter Bieri, Wie wollen wir leben?, S.82.

Donnerstag, 16. Januar 2020

Bildung

Der Prozess der Bildung und des Erwachens ist nie abgeschlossen. Eine kulturelle Identität ist nichts Festes, Endgültiges. Das Besondere an Kulturwesen ist, dass sie sich stets erneut zum Problem werden und die Frage aufwerfen können, wer sie sind und was Ihnen wichtig ist. Und Bildung, richtig verstanden, ist der komplizierter Prozess, in dem es um die Beantwortung dieser Fragen geht.

Peter Bieri, Wie wollen wir leben?, S.83.

Mittwoch, 15. Januar 2020

Das Deine Verständnis von Vernunft

Es gab und gibt Kulturen, wo magisches Denken eine wichtige Rolle spielt, wo mythische Elemente Vorrang haben vor rationalen Weltdeutungen, und wo Handlungsmuster – etwa in der Medizin – das Tun bestimmen, die uns als unvernünftig vorkommen. Bildung besteht auch hier darin, dass Fremde als solches zu kennen und anzuerkennen, um sich dann ausdrücklich mit denjenigen Mustern des Denkens und Handelns zu identifizieren, die das eigene Verständnis von Vernunft definieren.

Peter Bieri, Wie wollen wir leben?, S.70.

Dienstag, 14. Januar 2020

Die Kultur wie ich sie mir wünsche

Kritischer Abstand zu sich selbst; das Ausbilden differenzierter Selbstbilder und der schwierige, nie abgeschlossene Prozess ihrer Fortschreibung und Revision; wachsende Selbsterkenntnis; die Aneignung des eigenen Denkens, Fühlens und Erinnerns; das wache Durchschauen und Abwehren von Manipulation, wie unauffällig auch immer; die Suche nach der eigenen Stimme: All das ist nicht so gegenwärtig und selbstverständlich, wie es sein sollte. Zu laut ist die Rhetorik von Erfolg und Misserfolg, von Sieg und Niederlage, von Wettbewerb und Ranglisten – und das auch dort, wo sie nichts zu suchen hat. Die Kultur, wie ich sie mir wünschte, wäre eine leisere Kultur, eine Kultur der Stille, in der die Dinge so eingerichtet werden, dass jedem geholfen würde, zu seiner eigenen Stimme zu finden. Nichts würde mehr zählen als das; alles andere müsste warten.

Peter Bieri, Wie wollen wir leben?, S.34.

Montag, 13. Januar 2020

Wer wir sind

Wir können keinen Schritt tun, ohne zu wissen, warum. Wenn wir den Grund vergessen haben, bleiben wir stehen. Erst wenn wir wieder wissen, was wir wollten, gehen wir weiter. Wir müssen, um handeln zu können, verstehen, was wir wollen und tun. Das gilt nicht nur für kurzfristige Handlungen wie die Fahrt zur Arbeit oder den Gang ins Kino. Es gilt auch für längere Folgen von Handlungen, die einen ganzen Lebensabschnitt prägen: ein Studium, die Gründung einer Familie, den Aufbau einer Firma, die jahrelange Arbeit an einem Buch. Auch hier können wir nur so lange weitermachen, wie wir verstehen, was darin für ein Wille zum Ausdruck kommt und wie er zu uns und unserem Leben passt. Wenn uns dieses Verständnis verloren geht, kommen die Dinge zum Stillstand. Längerfristig handeln können wir nur, wenn wir eine Ahnung von der Richtung unseres Lebens haben, eine Vorstellung davon, wer wir sind.

Peter Bieri, Wie wollen wir leben?, S.35.



Sonntag, 12. Januar 2020

Die Logik der eigenen Biographie

Es geht um die eigene Stimme, von der schon die Rede war, und es geht um Echtheit, um Authentizität: darum, nicht das zu leben und zu sagen, was andere uns vorleben und vorsagen, sondern das, was der Logik der eigenen Biographie entspricht.

Peter Bieri, Wie wollen wir leben?, S.33.


Samstag, 11. Januar 2020

Das Leben leuchten lassen


„Zu einem wachen Dasein gehört auch das Herz, und seine Wirkung ist ein Wirken ohne Absicht. Die Welt verbessern zu wollen, ist eine wohlgemeinte Idee, aber die Schöpfung muss nicht korrigiert werden - es genügt, sie zu erleben. Wenn man aufgehört hat, nach etwas zu streben und ganz da ist, beginnt die Welt vielleicht zu leuchten. Das Leben leuchtet, und nichts fehlt in diesem Augenblick."

Dieter Wartenweiler: „Jenseits von Zen" (2017)

Freitag, 10. Januar 2020

Erkenntnishilfen...

„Zur Erkenntnis der menschlichen Natur verhelfen Ehrfurcht, die Fähigkeit zum Staunen, sich im gesamten Sternenzusammenhang zu fühlen - und Erkenntnisgeduld."

Jürg Reinhard

Donnerstag, 9. Januar 2020

Weg zum Wesentlichen


„Besinnen, Erinnern, liebevolles innerlich bewegtes Vorstellen, loslassen, einschlafen, vergessen und davon träumen sind die Meditationsbewegungen, die zum Wesentlichen führen."

Jürg Reinhard, Berner Physiker & Arzt

Mittwoch, 8. Januar 2020

Balance

„Wenn wir unser Bewusstsein ausdehnen (z.B. durch spirituelle Praxis), muss unser „Gefäss" - unsere Menschlichkeit, unsere ethische Handlungsweise - mitwachsen. Sonst kommt das aus der Balance."

Thomas Hübl

Dienstag, 7. Januar 2020

Bewusstseinsfeld

„Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung beginnen in uns selbst, in unserem kleinen Alltag. Diese Grundhaltungen bestimmen unser Verhalten gegenüber den Mitmenschen und die Mitwelt und tragen schlussendlich zu einem positiven, lebensbejahenden Bewusstseinsfeld bei, das den ganzen Planeten umhüllt."

Anna Gamma: „Ruhig im Sturm" (2015)

Sonntag, 5. Januar 2020

Frage des Tages

„Die allumfassende Entzauberung von Welt und Mensch führt zu einer nüchternen, trostlosen Existenz und der Perspektive des absoluten Nichts nach dem Tod. Gibt es eine Form von Transzendenz der menschlichen Existenz ohne Hokuspokus und Aberglaube?"

Artikel von Res Strehle im „Bund" v . 21.12.19: „Was, wenn der Himmel leer ist?" über das neue Buch des Philosophen Jürgen Habermas

Samstag, 4. Januar 2020

Freitag, 3. Januar 2020

Sehen

Die Fähigkeit zu beobachten ohne zu werten ist die höchste Form der Intelligenz

Jiddu Krishnamurti

Donnerstag, 2. Januar 2020

Güte

Güte in den Worten erzeugt Vertrauen.

Güte beim Denken erzeugt Tiefe.

Güte beim Verschenken erzeugt Liebe.


Laotse