Dienstag, 31. Mai 2022

Leben



Natur ist ein relationales Netzwerk zwischen Subjekten, die individuelle Interessen haben, am Leben zu bleiben, zu wachsen und sich zu entfalten.

Andreas Weber, 2013

Montag, 30. Mai 2022

Affekte beeinflussen

Eine Affekt kann nicht anders gehemmt oder aufgehoben werden als durch einen anderen, entgegengesetzten und stärkeren Affekt.

Spinoza, 1677,IV, P7

Sonntag, 29. Mai 2022

Substanz



… alles, was von dem unendlichen Verstand als das Wesen der Substanz ausmachend erfasst werden kann, dass dies alles nur zu einer Substanz gehört und dass folglich die denkende Substanz und die ausgedehnte Substanz eine und die selbe Substanz ist, welche bald unter diesem, bald unter jedem Attribut aufgefasst wird.

Spinoza, Deus sive Natura, 1677, II, P7

Samstag, 28. Mai 2022

7. Alles hat seine Zeit auf Erden

Der Verstorbene hatte ein volles, gutes Leben. Seine letzten zwei Lebensmonate waren geprägt durch eine sehr schmerzhafte Krankheit. Ihm wurde alles genommen. Er war hilflos und abhängig wie ein Baby - und dies bei vollem Bewusstsein.

In seinen letzten Tagen und Stunden drang durch seine unverhüllte Verletzlichkeit und Ohnmacht - und seine immer wieder spürbare Präsenz (trotz Morphium) - eine durchscheinende Zärtlichkeit - sein Wesen pur? Still, radikal offen, lebendig und voll in Beziehung - Urgrund aller Schöpfung?

Ich fühle mich reich beschenkt durch diese letzten Begegnungen und getröstet durch sein friedvolles Gesicht am Ende seines Lebens.

Madeleine

Freitag, 27. Mai 2022

6. Alles hat seine Zeit auf Erden



Es gibt das bekannte Gebet von Bruder Klaus, das dem Sterbenden neben anderen alten Gebeten viel Halt gab, um all das Schmerzhafte und letztlich Ungewisse auszuhalten: 

„Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir,
was mich hindert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich führet zu Dir.

Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen Dir."

Der Sterbende wurde dahin geführt, dieses Gebet jetzt radikal zu bejahen. Es blieb ihm keine andere Wahl. 

Madeleine 










Donnerstag, 26. Mai 2022

5. Alles hat seine Zeit auf Erden

Die ganze Schöpfung - mit all ihrer Schönheit, Mittelmässigkeit und ihrem Schrecken, je nachdem, wie wir sie bewerten, ist vergänglich und wird ständig neu geboren. Das macht sie aus und gilt sowohl für ihre materiellen wie auch geistigen Formen.

Wir sind Teil davon und eingebunden in diesen steten Prozess von:

Er-Zeugen, Wachsen, Reifen, Verwelken und Sterben, um neue Formen zu befruchten.

Und dies alles geschieht in ETWAS, beschreiben wir es als einen offenen, geheimnisvoll lebendigen, stillen und vermeintlich leeren Raum:
Der Urgrund des Sein?
Gott?
Allumfassende Liebe?
Licht?
Pulsierende Gegenwart?

Diese ureigene Form zu werden - und wieder zu vergehen - ist Glückseligkeit, Herausforderung und Erlösung zugleich.

Madeleine

Mittwoch, 25. Mai 2022

4. Alles hat seine Zeit auf Erden

In unzähligen Ratgebern wird empfohlen, sich den letzten Tag im eigenen Leben vorzustellen, mit dem Hintergedanken, sich noch tiefer der Schönheit der Schöpfung gewahr zu werden.

Das hat tatsächlich etwas - doch gleichzeitig müssen wir uns öffnen für das Herausfordernde, das mit dem Sterben verbunden sein kann, trotz moderner Medizin und Einheitserfahrungen.

Der Sterbeprozess ähnelt einer Geburt, meistens geht es nicht ohne Schmerzen und kleinere oder grössere Komplikationen.

Madeleine

Dienstag, 24. Mai 2022

3. Alles hat seine Zeit auf Erden

Im Angesicht des Todes bekommt das Alltägliche eine heilige Dimension.

Nur schon der Geschmack von Brot, das er nie mehr essen kann, wird zu etwas ganz Besonderem und jede Vogelstimme zu einem fröhlichen Lobgesang. Die aufgehenden Blüten erfassen mich mit Traurigkeit, weil er sie nicht mehr sehen kann.

Madeleine

Montag, 23. Mai 2022

2. Alles hat seine Zeit auf Erden


Beim Begleiten dieses beklemmenden Sterbeprozesses - dieser unverhüllbaren Endlichkeit - leuchtet unvermittelt die Schönheit der Schöpfung in meinem Empfinden und in meinen Gedanken auf:

Er wird nie wieder dieses Krankenbett verlassen können, um in den spriessenden Frühling hinaus zu gehen …
Nie mehr einen Sommer erleben und die Sonne auf seiner Haut spüren …

Wie gerne würde ich ihm jetzt frisch geschnittenes Heu ans Krankenbett bringen, das so wunderbar duftet …

Madeleine

Sonntag, 22. Mai 2022

1. Alles hat seine Zeit auf Erden



Ein volles gutes Leben geht zu Ende. Eine schwere Krankheit bricht die ganze Autonomie weg und lässt die urmenschliche Verletzlichkeit aufscheinen. Nichts geht mehr … nur noch Dasein in hilfloser Abhängigkeit. Leiden und warten auf Erlösung.

Es ist hart, das auszuhalten und zu akzeptieren - für den Betroffenen selbst wie auch für seine emotional verbundenen Mitmenschen.

Alles hat seine Zeit - auch ein geglücktes gelungenes Leben führt unweigerlich zum Tode.

Madeleine

Samstag, 21. Mai 2022

Der Mut der Liebe

Sich die blanke Seele zeigen mit allen Narben
das braucht Mut
den Mut der Liebe
die alle Angst vor Schmerz besiegen wird
denn es gedeiht in dieser Demut die innere Würde
die wahrhaft göttliche Kraft verheisst
weil sie erkennt dass wir mit allem verbunden sind
und die Liebe immer da ist auch wenn wir scheinbar
aus ihr herausfallen
sie ist dennoch da sie fliesst in alle ZwischenRäume
unaufhaltsam und stetig
und lässt sich von keiner Angst auf Dauer hindern
denn das Göttliche, das ist konstant und überAll

Donnerstag, 19. Mai 2022

Einheit und Vielfalt

Das Feuer der Wahrheit befreit dich von dem Verlangen, mit dem, was ist, zu feilschen, zu schachern und zu wünschen, dass sich etwas oder jemand ändern möge. Dir wird klar, dass dich Veränderungen, auch Veränderungen in dir selbst, keineswegs glücklicher machen. Um dieses Geschenk voll und ganz zu empfangen, muss es allem und jedem überall weitergegeben werden. Das, was erwacht ist, verlangt von nichts und niemandem, sich zu verändern oder zu verbessern. Das ist das Feuer. Das ist die Asche des Feuers. … Das, was wach ist, ist bei uns allen dasselbe. Und in allem anderen kommt herrlich und wunderbar die Vielfalt zum Ausdruck.

Adyashanti

Mittwoch, 18. Mai 2022

Das Feuer der Wahrheit

Das, was in dir wach ist, hört die Geräusche und nimmt das wahr, was vor deinen Augen erscheint, sobald du sie öffnest.
Verlier dich nicht an Bilder, Klänge und Gefühle. Öffne dich ihnen ganz, aber bewege dich nicht.
Verharre in der Stille und Wachheit. Diese Entscheidung, die von Augenblick zu Augenblick erneuert wird, ist das Feuer der Wahrheit. Sie hat keine dramatischen Folgen. Vielmehr hat sie etwas Unaussprechliches zur Folge, das befriedigender ist als Freude, Friede oder Begeisterung.

Adyashantie

Dienstag, 17. Mai 2022

Wem willst du dein Leben widmen?

Jeder kann frei wählen, wem er sein Leben widmet. Vielleicht ist diese Möglichkeit nie erkannt oder nie bewusst geworden. Jetzt ist sie es. Was ist dir wichtig? Woran willst du dein Herz hängen? Mich kümmert es nicht, welche Wahl du triffst, und Gott kümmert es auch nicht. Aber dich selbst kümmert es, und du bist der einzige Mensch, der zählt.

Adyashanti

Montag, 16. Mai 2022

Wer erkennt, dass alles eins ist?


„Ehe du nicht klar erkennst, dass alles der Buddha ist, siehst du die Dinge auch nicht so, wie sie sind. Mutter Teresa hat einmal gesagt, dass sie sich bei jedem Kranken und Hungernden, dessen sie sich annimmt, Jesu annimmt. Das ist nicht bloss nettes spirituelles Gerede. Es ist echte, konkrete Wirklichkeit. Der wahre Christus ist in jedem Lebewesen. Ebenso ist der Buddha in jedem Wesen. Und der Einzige, der dafür Augen hat, ist der innere Christus. Nur der innere Buddha nimmt den Buddha wahr. Nur im Einssein wird das Einssein erkannt. Das Ich wird niemals das Einssein erfahren."

Adyshanti, Tanzende Leere, S. 198

Sonntag, 15. Mai 2022

Jeder Mensch

Jeder Mensch, dem du begegnest, hat einen Kampf auszufechten, von dem du nichts weisst.
Sei freundlich.
Immer

Martin, Finanzverantwortlicher der Schweibenalp, Eine Oase der Inspiration, S. 77

Samstag, 14. Mai 2022

warten

Warten ist ein Geisteszustand.

Grundsätzlich bedeutet es, dass du die Zukunft willst; du willst nicht die Gegenwart.

Du willst nicht das, was du hast, du willst das, was du nicht hast.

Mit jeder Art von Warten schaffst du unbewusst einen inneren Konflikt zwischen deinem Hier und Jetzt, wo du nicht sein willst,

und der projizierten Zukunft, wo du sein willst.

Das reduziert die Qualität deines Lebens gewaltig, weil du die Gegenwart verlierst.

 

Eckhart Tolle

 

Donnerstag, 12. Mai 2022

frisch, rein, neu

„Alles ist nun neu für mich. Mein Geist ist neu, der Mond, die Sonne.
Die ganze Welt wie ausgewaschen, gereinigt im Regen des Ich bin DAS.
Lalla springt und tanzt in dieser Energie, die das Universum schöpft und trägt.“

Lallaji

 

Mittwoch, 11. Mai 2022

ohne Verstand

 

 

Erlaube der Rose und ihrem Duft, ihrer Schönheit, ihrem Tanz im Wind und in der Sonne, dich zu durchdringen.

Bring deinen Verstand nicht hinein. Es ist nicht nötig zu sagen, dass sie schön ist.

Wenn sie es ist, braucht man es nicht zu sagen; wenn sie es nicht ist, ist es falsch, es zu sagen.

Entweder sie ist schön oder sie ist nicht schön.

 

Erlerne die Kunst, die Dinge zu sehen, ohne zu urteilen; die Dinge zu sehen, ohne zu verbalisieren; die Dinge zu sehen, ohne zu bewerten.

Wenn du in irgendeiner Weise einen Gedanken daran verschwendest, erzeugt das Wellen in deinem Bewusstsein.

Es ist, wie wenn man einen Kieselstein in einen stillen See wirft. Eben noch spiegelte er den Mond und die Sterne so schön wider, aber dein Kieselstein hat Wellen erzeugt; der Mond und die Sterne wurden verzerrt. Genau das passiert, wenn ein Gedanke in dir auftaucht: dein Bewusstsein wird gestört, es beginnt zu schwanken. Wellen entstehen in dir. Jetzt bist du nicht mehr in der Lage, das, was ist, zu reflektieren.

 

Osho

Dienstag, 10. Mai 2022

Fühlen

 

Fühlen ist keine Privatsache, sondern ein Wahrnehmungsorgan, mit dem sich der Beziehungscharakter des Kosmos manifestiert – und zwar als eine Wirklichkeit, die wir beständig in einem Miteinander neu schöpfen. Wie sollten die Erfahrungen all der natürlichen Subjekte anders erscheinen als im Fühlen?

Andreas Weber

 

Montag, 9. Mai 2022

Zerbrechlich

„Ein guter Mensch zu sein bedeutet, eine Art Weltoffenheit zu haben, die Fähigkeit, unsicheren Dingen zu vertrauen, die sich Ihrer eigenen Kontrolle entziehen, was dazu führen kann, dass Sie unter sehr extremen Umständen, für die Sie keine Schuld tragen, erschüttert werden. Das sagt etwas sehr Wichtiges über den Zustand des ethischen Lebens aus: dass es auf dem Vertrauen in das Ungewisse und auf der Bereitschaft zur Entblößung beruht; es basiert darauf, eher wie eine Pflanze als wie ein Juwel zu sein, etwas ziemlich Zerbrechliches, dessen ganz besondere Schönheit jedoch untrennbar mit dieser Zerbrechlichkeit verbunden ist.“

Marta C. Nussbaum

 

Samstag, 7. Mai 2022

Basis des Buddhismus

„Der Buddhismus basiert auf den Elementen prajna und karuna. Prajna wird beschrieben als höchste Erkenntnis im Sinne der All-Einheit aller Dinge, verbunden mit der Einsicht, dass alle Dinge nicht aus sich selbst heraus existieren, sondern leer sind. Karuna ist die tätige Zuwendung, die mit einem entsprechenden Handeln aus der Erfahrung und dem Wissen um die Einheit aller Lebewesen und Dinge einhergeht. Weisheit und diese Hinwendung lassen sich nicht voneinander trennen, es sind Aspekte ein und derselben Erfahrung."

Gert Scobel, im evolve Spezial

Freitag, 6. Mai 2022

…weil alles ist

„Wer in der Gegenwart lebt und nichts versäumt, was könnte der hoffen? Wovor sich fürchten? Das Wirkliche (zu dem sein Tun gehört) genügt ihm und erfüllt ihn. Weil alles gut ist? Nein, weil alles ist."
(André Comte Sponville)

Donnerstag, 5. Mai 2022

Ewigkeit

"Wenn wir unter Ewigkeit nicht immerwährende Zeit verstehen, sondern Zeitlosigkeit, dann gehört das ewige Leben jenen, die in der Gegenwart leben." (Wittgenstein)

Mittwoch, 4. Mai 2022

Was es braucht…

„Der Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Der Planet braucht dringend Friedensstifter*innen, Heiler*innen, Erneuerer*innen, Geschichtenerzähler*innen und Liebende aller Art. Er braucht Menschen, die gut an ihren Plätzen leben. Er braucht Menschen mit Zivilcourage, bereit sich dafür einzusetzen, die Welt lebenswert und menschlich zu gestalten."

Dalai Lama

Dienstag, 3. Mai 2022

Liebe und Weisheit

„Wir erleben eine exponentielle Zunahme der Macht unserer Entscheidungen. Technologie können wir als einen Hebel für unsere Entscheidungen verstehen. Wir erhalten durch sie fast gottgleiche Macht. Um sie zu nutzen, braucht es daher von uns eine nahezu gottgleiche Liebe und Weisheit - sonst zerstören wir uns selbst."

Daniel Schmachtenberger, evolve Magazin 34

Montag, 2. Mai 2022

Eigentlich alles…

„Eigentlich betrifft der Paradigmenwechsel alles. Wir brauchen neue Regierungs- und Verwaltungsformen, die sich von allen bisherigen unterscheiden. Systeme, die uns erlauben, individuell und kollektiv zu verstehen, was eigentlich geschieht, zu sehen, was uns wichtig ist und wie diese Werte sich synergetisch verbinden, statt miteinander Kuhhandel zu betreiben. Wir brauchen völlig neue Wirtschaftsformen, völlig neue Bildungssysteme, bis hinunter auf die individuelle Ebene, eine neue Basis für unsere Identität, unsere Werte, unser Verständnis der Welt."

Daniel Schmachtenberger, evolve Magazin 34