Samstag, 6. Juni 2020

Segen für unverdiente Liebe

Ein Segen für die Augen, 

die mich nicht so sehen, 

wie ich es mir wünsche. 

Ein Segen für die Ohren, 

die niemals das Pochen 

meines eigenen schüchternen Herzens 

tief im Innern hören können. 

Gesegnet ist das Leben in Dir,

das ohne mich weiterlebt, 

ist die offene Tür, 

die Dich jetzt und für immer von mir wegführt, 

gesegnet ist der Weg, 

den Du alleine gehst, 

und gesegnet ist der Weg, 

der vor Dir liegt 

und Dich mit einem anderen verbindet. 

 

Ein Segen für die Art und Weise, 

wie Du mich in den kommenden Jahren 

nicht kennenlernen wirst, 

und damit auch ein blinder, 

ausgestreckter Segen meiner Hände 

für alles und jeden, 

die mich nie ganz so kennenlernen können, 

wie ich bin, 

und deshalb auch dann ein Segen, 

für die Art und Weise, 

wie ich mich selbst nie ganz kennen werde, 

vor allem nicht die tiefsten, liebenswürdigen Wünsche 

meines eigenen verborgenen und ungebändigten Herzens 

für das, 

was Du in Dir vor mir verbergen musstest. 

Lass mich grosszügig genug und offen und mutig sein, 

mich ohne jedes Verständnis von Dir zu verabschieden, 

Dich in Dein eigenes Verständnis hineingehen zu lassen, 

ganz in Deinem Verständnis zu leben 

und Dein Verständnis zu verschenken. 

Mögest Du immer im süssen, inneren, verborgenen Schatten 

meiner Erinnerung sein, 

ohne wissen zu müssen

wer Du warst, als Du zum ersten Mal kamst 

wer Du warst, als Du bliebst 

und wer Du in deiner Freiheit werden wirst, 

jetzt, da Du durch mein Leben gezogen 

und wieder gegangen bist.

 

Frei nach David Whyte: Blessing for Unrequited Love aus The Bell and The Blackbird

 

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